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Erwachsenensprache

Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen sind bei Erwachsenen oft durch Schädigungen des Gehirns bedingt. Jede Störung kann individuell behandelt werden.

Sprach- Kommunikationsstörung (Aphasie)

„Man kann nicht nicht kommunizieren“ (Paul Watzlawick)

Aber die Kommunikation kann auf sehr unterschiedliche Weise beeinträchtigt sein. Störungen der Sprache, des Sprechens oder der Stimme führen dazu, dass sich Menschen nicht (mehr) störungsfrei unterhalten können. Schon alleine die Mitteilung eines Grundbedürfnisses, etwa „ich habe Hunger“ oder „mir ist schlecht“ kann zum Problem werden, wenn ein Mensch (meist eine erwachsene Person) nach einem Schlaganfall oder Schädel- Hirn- Trauma seine Sprache verliert. Die Sprachfähigkeit muss dann mühsam, durch intensive Sprachtherapie wiedererlangt werden. Häufig kommt es nicht zur vollständigen Restitution /Wiederherstellung der Sprache. In schweren Fällen müssen alternative Kommunikationsformen erarbeitet werden („Kommunikationsbuch“), mit Hilfe derer eine Verständigung möglich ist.

So ist das Zitat von L. Wittgenstein „Die Grenzen meiner Sprache sind auch die Grenzen meiner Welt“ zu verstehen.

Der Sprachverlust grenzt einen Erwachsenen in seiner Welt ein, weil er seine Bedürfnisse / Wünsche nicht mehr zum Ausdruck bringen kann.

Wenn die Angehörigen nicht verstehen können, dass man gerne mal nach Düsseldorf an den Rhein oder auf die Kö fahren möchte, dann kommt man dort auch nicht hin. Dann ist das Haus, vielleicht noch der eigene Garten, die Grenze zur Welt.

Auch die fehlerhafte oder gestörte Sprachentwicklung im Kindesalter grenzt das Kind in seiner gesamten Entwicklung ein, wenn es sich nicht altersgemäß und deutlich ausdrücken kann und über einen begrenzten Wortschatz verfügt.

Stimmstörung(Dysphonie)

Bei einer Stimmstörung liegt eine Beeinträchtigung oder Schädigung der Stimmbänder vor. Die Schädigung kann organisch bedingt sein. Ein klassisches Beispiel ist die Recurrensparese nach einer Schilddrüsen Operation. Der N. recurrens ist für die Aktivität der Stimmbänder zuständig und erledigt bei einer Lähmung seine Aufgabe nicht mehr. Die Folge ist ein Stillstand eines Stimmbandes.

Von einer funktionellen Dysphonie spricht man, wenn die Stimmbänder vom Sprecher nicht optimal benutzt werden. Man unterscheidet hier die hypotone Stimmstörung, die durch Unterspannung zustande kommt, von der hypertonen Stimmstörung, bei der zu viel Druck auf die Stimmbänder ausgeübt wird.  

Die Dysphonie, bei der es zu häufigem Stimmversagen während des Gesprächs oder zum kompletten Stimmverlust (Aphonie) durchaus auch über einen längeren Zeitraum kommen kann , führt zu Beeinträchtigungen in der Alltagskommunikation, weil bspw. alles aufgeschrieben werden muss oder Gestik und Mimik zum Einsatz kommen. Denn: Flüstern ist bei einer Stimmstörung kontraindiziert.

Für Menschen in sogenannten Sprechberufen-besonders Lehrer und Erzieher- führt eine Stimmstörung zur Krankschreibung, weil sie ihren Beruf nicht mehr ausüben können; die Schüler/ Kinder nicht mehr erreichen können.

Sprechstörung (Dysarthrie)

Eine Dysarthrie, wie sie etwa bei Parkinson Patienten auftritt, ist eine Störung der Sprechweise. Menschen mit Dysarthrie sprechen undeutlich, verwaschen, leise, weil ihre Artikulationsorgane stark beeinträchtigt sind und präzise Artikulationsbewegungen nicht mehr ausgeführt werden können.

Eine schnelle Ermüdbarkeit führt dazu, dass die Aussprache leise und somit schwer verständlich wird. Auch Lähmungserscheinungen der Sprechorgane können die deutliche Aussprache beeinträchtigen.

Schluckstörung (Dysphagie)

Die Nahrungsaufnahme dient der Befriedigung des Hungergefühls. Mit der Nahrung nehmen wir viele wichtige Nähstoffe auf, die unser Körper braucht.

Aber Essen ist auch noch etwas anderes: ein schönes Ereignis. Wenn wir es gemeinsam mit anderen Menschen tun,  ist es ein gesellschaftliches Ereignis, von mehr oder weniger hohem Stellenwert.

„Wir gehen heute Abend essen“, „wir sind zum Essen eingeladen“, „wo kann man hier gut essen?“, Kochshows, Restauranttester haben z. Zt. Hochkonjunktur.

Was passiert aber, wenn wir – plötzlich oder langsam fortschreitend – nicht mehr problemlos schlucken können. Wenn wir uns häufig verschlucken, uns das Essen im Hals stecken bleibt? Dann scheuen wir uns, an den oben beschriebenen Ereignissen teilzunehmen. Dies bedeutet einen tiefen Einschnitt in unser bisheriges Leben, ganz abgesehen davon, dass  wir wichtige Nährstoffe nicht mehr ausreichend aufnehmen können.

Bei der Schluckstörung handelt es sich nicht um ein sprachliches Problem. Aber die sogenannte Dysphagie führt bereits im frühen Stadium dazu, dass Menschen sich zurückziehen und am gesellschaftlichen Ereignis des gemeinsamen Essens nicht mehr teilnehmen wollen, weil es ihnen unangenehm ist, dass bspw. Speichel oder Nahrung aus dem Mund läuft.

Mit zunehmendem Fortschritt der Medizin und dem daraus resultierenden Älterwerden unserer Gesellschaft, aber auch den lebenserhaltenden bzw. –verlängernden Maßnahmen, nimmt auch das Problem der gestörten Nahrungsaufnahme zu.

Nicht nur organisch bedingte Schluckstörungen treten auf, sondern auch die sogenannte „Presbyphagie“, die Schluckstörung im Alter nimmt zu. So wie der Bewegungsapparat in seiner Elastizität abnimmt, so nimmt auch die Beweglichkeit der Schluck- und Kehlkopfmuskulatur ab. Man verschluckt sich häufiger. Nahrung kann in die Luftröhre gelangen und zu akuten Erstickungsanfällen führen oder aber, falls unbemerkt kontinuierlich Nahrungsreste in die Lunge gelangen, zu Lungenentzündungen.

Kinder können ebenfalls, meist von Geburt an, unter einer gestörten Nahrungsaufnahme leiden. Sie können die Nahrung nicht gründlich vorbereiten und /oder verschlucken sich häufig.

Die Dysphagietherapie fällt auch in das Aufgaben-bzw. Behandlungsspektrum der Logopäden und Sprachtherapeuten.

Als Mitglied im „Dysphagiezirkel Niederrhein“ des EVK Wesel treffen wir uns regelmäßig mit anderen Logopäden und Fachtherapeuten zum Gedanken- und Informationsaustausch über Dysphagiekost, Therapiemöglichkeiten, Störungsbilder und Formen der Schluckstörung.

Falsches Schlucken durch Zungenvorschub

Daneben gibt es aber noch einen speziellen Bereich der Schluckstörung, die myofunktionelle Dysfunktion, bei der die Zunge während des Schluckens gegen oder zwischen die Zähne gedrückt wird. Dadurch verschieben sich die Zähne und eine kieferorthopädische Behandlung wird notwendig.

Der Kieferorthopäde oder der Zahnarzt wird i.d.R. auf dieses Problem hinweisen und eine logopädische Behandlung vorschlagen. Denn die teuerste Zahnspange taugt nichts, wenn die Ursache nicht behoben wird. 

Im Erwachsenenalter kommen diese myofunktionellen Störungen ebenfalls vor, wenn sie im Kindesalter nicht behoben wurden. Diese Störungen werden im späteren Erwachsenenalter zum Problem, weil der ständige Druck gegen die Zähne bei gleichzeitigem Rückgang des Zahnfleisches zu Zahnfehlstellungen oder Zahnverlust führt. In Extremfällen kommt es zum CMD (craniomandibuläre Dysfunktion).